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Pflegeberufe: Ausbildung oder Studium zur Pflegekraft : Fachkräftemangel: In der Pflege arbeiten – ist das was für mich?

Dass in der Pflege so viele Fachkräfte fehlen, auch in Bremen & Niedersachsen, liegt nicht zuletzt am schlechten Ruf des Berufes. Doch wie sieht der Arbeitsalltag in der Pflege wirklich aus? Was verdient man? Und was macht es mit einem, sich um Menschen zu kümmern, die sich selbst nicht mehr helfen können? Wir geben Einblick in einen so spannenden wie wichtigen Beruf.

von Fabienne Günther8 September, 2023

„Ich wusste schon immer, dass ich im sozialen Bereich arbeiten möchte und habe dann ein FSJ gemacht, auf der Kinderstation im Krankenhaus“, sagt Lili Malléedie seit einem Jahr auf der Stroke-Unit, also der Schlaganfall-Station, in einem Hamburger Krankenhaus arbeitet und sich dort um schwer kranke Menschen kümmert. „Und ich wollte studieren. Als ich erfuhr, dass man Pflegeberufe studieren kann, stand die Entscheidung fest.“

An Menschen mit ihrer Motivation fehlt es zur Zeit. Laut Statistischem Bundesamt gab es im Jahr 2021 eine Lücke von gut 17.000 Pflegekräften in ganz Deutschland. Das Institut der deutschen Wirtschaft hat errechnet, dass es bis 2035 sogar mehr als 300.000 fehlende Pflegekräfte geben könnte, wenn sich nichts ändert. Unter anderem deshalb hat sich auch die Bundesregierung des Problems angenommen und wirbt inzwischen im Ausland aktiv um Fachkräfte. 

„Fast alle Klischees über den Pflegeberuf sind falsch“

Dass der Pflegeberuf so unbeliebt ist, liegt auch an den vielen Klischees, die kursieren. Stefan Schwark vom Deutschen Berufsverband für Pflegeberufe (DBfK) Nordwest e.V. in Hannover versucht, damit aufzuräumen. „Fast alle Klischees über den Pflegeberuf sind falsch“, sagt er. „Richtig ist, dass der Beruf extrem anstrengend und sehr anspruchsvoll ist. Aber nicht nur physisch, sondern auch kognitiv ist man gefordert. Die Überwachung, Medikation und Versorgung der Patienten erfordert Konzentration und Fachwissen. Auch das Vorurteil der schlechten Bezahlung stimmt so nicht. Gerade durch den Fachkräftemangel können Bewerber ihre Bedingungen weitgehend selbst definieren und in der Zeitarbeit liegen die Gehälter mitunter auf dem Niveau von studierten Ingenieuren. Allerdings gibt es starke Schwankungen – vom schlechten Haustarifvertrag bis hin zur Zeitarbeit, wo das Gehalt doppelt so hoch sein kann. Die Einstiegsgehälter in der Pflege gehören zu den besten Gehältern, die es unter Ausbildungsberufen zur Zeit gibt.“

Aber was bedeutet das in konkreten Zahlen? Im ersten Ausbildungsjahr im Öffentlichen Dienst erhalten Pflege-Azubis zur Zeit ca. 1190 Euro brutto im Monat. Wie hoch das Gehalt später im Beruf ist, hängt von vielen Faktoren ab: dem Arbeitgeber, der eigenen Ausbildung und der konkreten Position. Die Spanne liegt, grob gesagt zwischen etwa 2000 und fast 6000 Euro brutto. Einen Überblick mit genauen Zahlen und zahlreichen Beispielen findest du hier.

Vielfältige Disziplinen in Ausbildung und Studium

Laut Stefan Schwark dauert die Ausbildung drei Jahre. „Man lernt unter anderem etwas über Anatomie, über rechtliche und biologische Aspekte, es gibt naturwissenschaftliche, sozialwissenschaftliche und pädagogische Inhalte. Die Pflege ist eine Querschnittsdisziplin für Generalisten. Man sollte neugierig sein, gerne mit Menschen arbeiten und bereit sein, ein hohes Maß an Verantwortung zu übernehmen. Wenn man das mitbringt, ist der Beruf auch für Quereinsteiger geeignet. “ Und, fügt er an, auch ein weiteres weit verbreitetes Klischee sei falsch, nämlich, dass es sich um einen reinen Frauenberuf handele. Er sagt: „ Auch viele Männer arbeiten in der Pflege und sind als Bewerber gerne gesehen. Die Pflege ist in Deutschland leider, was sicher auch an der medialen Darstellung liegt, ein unterschätzter Beruf, in anderen Ländern hat er ein viel höheres Ansehen, weil Menschen einfach mehr darüber wissen.“

Auf die Frage, worauf es bei der Entscheidung für ein Pflege-Studium ankommt, ergänzt Lili Mallée: „Man muss realistisch bleiben und sich gut überlegen, ob man bereit ist, sich den Herausforderungen eines sehr anspruchsvollen Berufes zu stellen. Gleichzeitig hat man die Möglichkeit, sich ein diverses Spektrum an Fähigkeiten und Kompetenzen anzueignen und zu vertiefen. Zudem hat man im Anschluss an die Pflegeausbildung oder das Pflegestudium viele Möglichkeiten, sich weiterzubilden und es gibt eine Vielzahl an unterschiedlichen Bereichen, in denen man arbeiten kann.“

Die Pflege bietet zahlreiche Berufsoptionen

Als ausgebildete oder studierte Pflegefachkraft kann man längst nicht nur im klassischen Pflegeheim mit alten und kranken Menschen arbeiten, sondern auch in der mobilen Pflege, die Menschen zu Hause besucht und betreut, oder, wie Lili Mallée, im Krankenhaus oder in der Reha-Klinik. Den größten Personalbedarf gibt es Stefan Schwark zufolge momentan im Bereich der Kinderkliniken. Eine Übersicht über die Pflegeberufe sowie offene Ausbildungsstellen findest du hier.

Finanziert wird die Pflege je nach Bereich entweder durch die Krankenversicherung (privat/gesetzlich) oder durch die gesetzliche Pflegeversicherung. Da diese aber oft nicht die vollen Kosten übernimmt und immer teurer wird, ist es sinnvoll, schon früh über eine ergänzende private Pflegeversicherung nachzudenken. Auch für Angehörige wie die eigenen Eltern können Pflegeverträge abgeschlossen werden, solange diese noch nicht pflegebedürftig sind. Die Beiträge dafür kann man sogar steuerlich absetzen. 

PflegeversicherungStarke Unterstützung für schwierige Zeiten mit der VGH und ÖVB

Im Gespräch mit Lili Mallée wird aber auch klar: Man braucht schon ein dickes Fell, denn man hat es tagtäglich mit harten menschlichen Schicksalen zu tun. „Man erlebt dort oft, wie Menschen komplett aus dem Leben gerissen werden, aber es gibt auch viele positive Erfahrungen, wenn man sieht, wie viel sich mit guter Behandlung und Regeneration machen lässt“, erzählt sie. „Was ich an dem Beruf besonders mag, ist die Interaktion im interdisziplinären Team, also die Zusammenarbeit in der eigenen Profession, sowie mit Ärztinnen und Ärzten und Therapeutinnen und Therapeuten. Außerdem kann ich, aufbauend auf einem sehr breiten und diversen Wissensschatz aus der Ausbildung, sehr eigenständig handeln, bin für meine Patientinnen und Patienten verantwortlich, das sind im Schnitt drei bis vier, wenn das Team voll besetzt ist. Dabei ist kein Tag wie der andere.“

Ein Beruf, der Erfüllung bringt

Stefan Schwark hebt seinerseits hervor, wie abwechslungsreich es in der Pflege zugeht: „Jeder Tag ist anders, die individuelle Arbeit mit Menschen sorgt dafür, dass es nie langweilig wird. Vieles ist situativ und spontan, egal ob in der therapiebegleitenden Krankenpflege, der Altenpflege oder auch in der Reha, wo man gesündere Menschen unterstützt. Wer eine sinnstiftende Arbeit sucht, die sehr verantwortungsvoll ist, wird kaum eine Alternative zum Pflegeberuf finden.“ 

Letztlich bietet die Arbeit in der Pflege etwas, das in der Arbeitswelt immer wichtiger wird: Erfüllung. In der Pflege weiß man immer, warum man seine Arbeit macht, wie auch Lili Mallée zu berichten weiß: „Ich erinnere mich an einen Patienten, der sehr unruhig war und sich kaum mitteilen konnte und dessen Zustand sich leider verschlechterte bis er starb. Aber bis dahin besuchten ihn täglich Angehörige und halfen, sich um ihn zu kümmern. Trotz der sehr traurigen Situation betonten die Angehörigen immer wieder, wie dankbar diese für unsere Zuwendung und Tätigkeit sind. In solchen Situationen sieht man, wie wertvoll diese Arbeit ist und ich weiß, dass ich mich für den richtigen Beruf entschieden habe.“

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